Logopädische Praxis Karola Wilfer

Infothek

Stottern ( Balbuties )

Das Sprechen ist durch Störungen des Redeflusses gekennzeichnet : Es treten mehr oder weniger krampfhaftes Wiederholen von Silben und Lauten, Dehnen von Lauten und / oder Blockaden auf. Bei chronischem Stottern sind pressendes Verharren in einer Artikulations-stellung, auffällige Bewegungen der Mimik und Körpermotorik ( sogenannte Mitbewegungen ) typisch, ebenso emotionale Begleiterscheinungen ( Angst-, Wut-, Schamreaktionen ) und sprachliches und / oder soziales Vermeidungsverhalten. Oft ist die gesamte Kommunikation ( auch das Verhalten des Gesprächspartners ) beeinträchtigt, weswegen Stottern auch als Kommunikationsstörung bezeichnet wird. Ist das Stottern vor allem durch Wiederholungen gekennzeichnet, wird es „ klonisch „ genannt ; treten vor allem Pressen und Stillstände im Sprechablauf auf, bezeichnet man es als „ tonisch „ .

Im Alter zwischen zweieinhalb und vier Jahren treten bei fast allen Kindern im Rahmen ihrer Sprachentwicklung Phasen auf, in denen sie unflüssig sprechen.

Die Fähigkeit flüssig zu sprechen, ohne sich zu verhaspeln oder hängen zu bleiben muss erst allmählich gelernt werden.

Sollten die „ altersgemäßen Sprachunflüssigkeiten „ länger als ein halbes Jahr andauern, dann müssen die Eltern acht geben, dass sich kein wirkliches Stottern einstellt.

Je früher die Beratung und Therapie erfolgt, desto größer ist die Erfolgsaussicht.

 

Stottern bei Kindern

Eltern erfahren in einer Beratung unter anderem das Stottern

keine schlechte Angewohnheit ist

elterliche Ermahnungen nichts bringen

wie Eltern dazu beitragen können, dass das Stottern abnimmt

wie Aufregung das Stottern verstärkt

dass es ein wechselhaftes Verhalten ist

stotternde Kinder genauso klug wie andere sind

die Ursachen für das Stottern längst noch nicht alle erforscht sind

Stottern nicht ansteckend ist

und dass eine Therapie eine lustvolle Tätigkeit sein kann, in der man sich als Elternteil sehr viel absehen kann.

Ich möchte an dieser Stelle alle Eltern ermuntern, sich fachlichen Rat einzuholen, um zu verhindern, dass sich Stottern beim Kind manifestiert.

Es kann hier nur unvollständig angerissen werden, aber eine Behandlung ist im Kindesalter möglich und hilfreich.

Tun Sie es bitte nicht ab, mit der Hoffnung, dass diese Sprachstörung sich verwächst oder man daran sowieso nichts machen kann. Den Leidensweg, den Jugendlichen und Erwachsene mit Stottern oftmals gehen, sollte ihrem Kind erspart bleiben.

 

Stottern bei Erwachsenen

Definition :
Stottern ist eine Kommunikationsstörung. Sie zeigt sich fast ausschließlich im Wechselgespräch mit anderen Menschen. Typisch für diese Störung sind die Verzögerungen oder Unterbrechungen im Redefluss des Sprechers, die unregelmäßig auftreten und dabei unwillkürlich, gegen seine bewusste Absicht, erfolgen : Die Verzögerungen können sich als Wiederholungen von Lauten, Silben oder ganzen Wörtern zeigen bzw. als ein Dehnen oder Langziehen von Lauten. Die Unterbrechungen treten in der Form eines plötzlichen Verstummens auf oder als ein Hängenbleiben oder Blockieren beim Aussprechen eines Lautes, der erst in einem ( oder mehreren ) erneuten Anlauf ( Anläufen ) mit erhöhter Kraft und Anstrengung und zum Teil in Begleitung von Mitbewegungen im Gesicht oder im ganzen Körper herausgebracht werden kann.

Stottern - wie wird es behandelt ?

In der Therapie des Stotterns wird nicht nur allein das hörbare und sichtbare Symptom behandelt, sondern all jene Dimensionen, die für den Fortbestand des Stotterns verantwortlich sind.

In der Regel sind folgende Dimensionen bedeutsam :

1. Ängste und andere negative Gefühle

Die Ängste vor dem Stottern, vor dem Sprechen überhaupt, die Unsicherheiten im sozialen Kontakt, die Minderwertigkeits- und Schamgefühle, die Wut und der Ärger über die eigene Rolle als Stotternder und über das Verhalten der Mitmenschen, die Verzweiflung und Mutlosigkeit werden Gegenstand der Behandlung mit dem Ziel der Desensibilisierung.

 

2. Vermeidungsverhalten, Vermeidungshaltung

Der Stotternde wird dazu angeleitet, sein Vermeidungsverhalten - Folgen der Ängste und andere negative Gefühle - wahrzunehmen und schrittweise abzubauen.

Dabei kann es auch um allgemeine Vermeidungshaltungen gehen, die sich im Nichtgestalten „ des eigenen Lebens zeigen :

Unterbrechung des Blickkontaktes

körperliches Abwenden vom Gesprächspartner

Einschränkung der Redehäufigkeit

Verzicht auf Klärung eigener Bedürfnisse

Vermeiden von Telefonaten, Behördengänge und selbstständiges Einkaufen.

3. Sozialverhalten, soziale Handlungskompetenz

Die Kontaktfähigkeit des Stotternden, seine Fähigkeit Beziehungen herzustellen und aufrecht zu erhalten wird verbessert, seine Selbstsicherheit und sein Durchsetzungsvermögen gestärkt.

 

4. Sprechverhalten

Der Klient lernt in der Therapie sein flüssiges Sprechen wahrzunehmen, sich auch als ein flüssiger Sprecher zu begreifen und nicht mehr nur auf die Stotterereignisse fixiert zu bleiben. Durch Veränderung der individuellen Art des Sprechens kann es zu einem deutlichen Stotterrückgang kommen.

 

5. Stotterverhalten

In der Therapie lernt der Stotternde sein eigenes Stotterverhalten, die Sprechmotorik beim Stottern zu verändern, er lernt sein eigenes Stottern genau wahrzunehmen, eigene Verspannungen und typische Bewegungsabläufe beim Symptomauftritt zu lokalisieren und bereits solche Verspannungszustände zu spüren, die das Stottern ankündigen.

 

6. Körperlichkeit

Beim Stotternden wird die Fähigkeit aufgebaut bzw. gefestigt, sich willentlich zu entspannen und damit seiner Unruhe und Angst entgegen zu wirken sowie allgemeine Überregtheit abzubauen.

 

7. Selbstkonzept, Einstellung zu sich selbst

In der Therapie setzt sich der Stotternde mit seinen Einstellungen zu sich selbst und zu den Symptomen auseinander, erkundet, welche seiner Probleme von der spezifischen Art her rühren, wie er über sein Stottern denkt.

 

8. Selbststeuerung

Um überdauernde Veränderungen im Erleben und Handeln herbeizuführen - was ja Ziel einer jeden Therapie ist - lernt der Stotternde seine eigenen Möglichkeiten der Selbststeuerung kennen und ausbauen.

Er erfährt, wie er unabhängig vom Therapeuten sein Handeln planen, beobachten, die Ereignisse seines Handelns mit den eigenen Wünschen und Zielen vergleichen und überprüfen kann.

Der Stotternde wird im Rahmen der Therapie zum Problemlösungsexperten ausgebildet.

 

9. Bedeutsame Bezugspersonen des Stotternden

Unangemessene Verhaltensweisen, Einstellungen und emotionale Reaktionen der Bezugs-personen gegenüber dem Klienten und gegenüber seinem stotternden Sprechen werden - soweit es möglich ist - zum Gegenstand der Stottertherapie gemacht.

 

10. Lebensumfeld des Klienten

Von Schule, Ausbildungsstätte oder Arbeitsplatz gehen nicht selten ungünstige Einflüsse aus, die den Stotternden in Erregung und Spannung versetzen.

Der Stottertherapeut verlässt damit die Ebene der nur individuellen Einflussnahme und versucht, therapiedienliche Veränderungen in den Gruppen und Systemen herbeizuführen.

Nach welchen dieser Dimensionen sich die therapeutische Arbeit im konkreten Einzelfall zu richten hat, hängt von der Individualität des Stotterproblems und der Persönlichkeit des Betroffenen ab.

 

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